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Einsatz: Personen unter Zug

am 13.07.2010 um 9:52 Uhr

Artikel des Generalanzeigers Bonn vom 14.07.2010

Quellennachweis: www.Gereral-anzeiger-bonn.de

Drei Tote bei Familientragödie in Sankt Augustin

Von Sylvia Binner, Klaus Elsen und Antje Hesse

Königswinter. Familientragödie in Sankt Augustin: Am Dienstagmorgen hat sich ein 36-jähriger Mann aus Sankt Augustin mit seinem zweieinhalbjährigen Sohn vor den ICE 614 von Frankfurt nach Köln geworfen. Als Polizisten der Ehefrau und Mutter des Kindes die schreckliche Nachricht überbringen wollten, fanden sie die 39-jährige Frau tot in der Wohnung der Familie.

Am 
Bahnhof Siegburg warten Feuerwehr, Ordnungsamt und auch 
Notfallseelsorger, um sich um die Fahrgäste zu kümmern. Foto: Stadt 
Siegburg

Am Bahnhof Siegburg warten Feuerwehr, Ordnungsamt und auch Notfallseelsorger, um sich um die Fahrgäste zu kümmern. Foto: Stadt Siegburg

Die Tote wies erhebliche Verletzungen im Oberkörperbereich auf. Die Bonner Kriminalpolizei geht davon aus, dass der Mann seine Frau getötet hat, ehe er sich mit seinem Sohn vor den Zug warf. Die Motive für die Tat liegen noch im Dunkeln.

Der Zug mit 600 Reisenden an Bord kam gegen 9.55 Uhr auf Höhe von Königswinter-Bockeroth, ganz in der Nähe von Birlinghoven zum Stehen. Der Lokführer hatte zwei Personen auf den Gleisen gesehen, konnte aber trotz einer sofort eingeleiteten Notbremsung den Aufprall nicht mehr verhindern.

Der Hochgeschwindigkeitszug kam etwa drei Kilometer hinter der Unglücksstelle zum Stehen. Vater und Sohn waren laut Polizei sofort tot. Die Polizei stellte in der Nähe der Unglücksstelle ein Fahrzeug sicher, in dem sich auch die Ausweispapiere des getöteten Mannes befanden. Als die Beamten versuchten, die Angehörigen zu verständigen, machten sie einen weiteren grausigen Fund: Die Mutter des Kindes lag reglos in der Wohnung in Hangelar. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod der Frau feststellen.

Eine Mordkommission der Bonner Kripo unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Reinhold Jordan und die Bonner Staatsanwältin Monika Volkhausen übernahmen mit Unterstützung der Bahnpolizei die weiteren Ermittlungen an der ICE-Strecke und am Tatort in Hangelar.

Polizisten gingen unterstützt von Feuerwehrleuten die ICE-Strecke bei Bockeroth ab, um spuren zu sichern, während ein Hubschrauber der Bundespolizei Aufnahmen aus der Luft machte. Mehrere Stunden waren Beamte der Spurensicherung in der Wohnung der Familie in Hangelar.

Der ICE 614 musste rund zwei Stunden an der Unglücksstelle bei Bockeroth stehen bleiben, erst dann konnte er im Schritt-Tempo bis zum ICE-Bahnhof Siegburg weiter fahren. Die Deutsche Bahn AG scheint aus den Hitze-Vorfällen der vergangenen Tage zumindest vorerst gelernt zu haben: Schon an der Unglücksstelle waren Feuerwehrleute und Rettungskräfte vor Ort, um bei einem eventuellen Ausfall der Klimaanlage sofort eingreifen zu können.

Im ICE-Bahnhof Siegburg mussten die 600 Passagiere den Zug verlassen. Thomas Glatz und seine Männer von der Siegburger Feuerwehr sowie Helfer von den Maltesern und vom Roten Kreuz waren vor Ort, um sich, um die Reisenden zu kümmern und um kalte Getränke zu verteilen. Auch Notfallseelsorger aus dem Rhein-Sieg-Kreis standen bereit, um die Fahrgäste zu unterstützen. Der Lokführer, der einen Schock erlitten hatte, wurde von Spezialisten vom Psychologischen Dienst der Bahn AG betreut, teilte ein Bahnsprecher mit.

Noch während die 600 Fahrgäste betreut wurden, rollte auf dem Nachbargleis ein extra bereit gestellter ICE ein, der die Passagiere nach kurzem Aufenthalt nach Köln brachte.

Laut Bahn wurde die Schnellstrecke Köln-Frankfurt um 12.30 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben.

Während der Vollsperrung wurden die Fernzüge großräumig umgeleitet, überwiegend über die ohnehin stark ausgelastete Rheinstrecke. Dadurch kam es zu erheblichen Störungen und vielen Verspätungen. Laut Bahn hatte sich der Verkehr gegen 15 Uhr aber wieder weitgehend normalisiert

 

Artikel vom 14.07.2010